Angefangen hat alles in den 50er Jahren in einem Elendsviertel bei Paris. Die Bewegung ATD Quart Monde hat die wechselseitige Abhängigkeit verschiedener Lebensbereiche erkannt, die Nicht-Beachtung der Menschenrechte, die unteilbar sind, wie das Recht auf eine Wohnung, das Recht auf Arbeit, das Recht auf Ausbildung etc. Sehr schnell haben die Verantwortlichen auch die Bedeutung des Rechts auf Kultur für Ihre Arbeit erkannt.
« Unser Ansatz wäre vielleicht anders und authentischer, wenn er anstatt von gewissen Grundbedürfnissen von Grundrechten, von der Teilnahme am kulturellen Leben der Gesellschaft ausgehen würde. Unsere Vorstellung von den Bedürfnissen der Armen würde sich wandeln und wir würden entdecken, dass die Ärmsten der Menschen für die Integration in unsere Gesellschaft vor allem geistige Nahrung brauchen . »
Joseph Wresinski 1966
Wesentliche Aufgabe der Bewegung in Luxemburg ist die Schaffung und Entwicklung von kulturellen Initiativen gemeinsam mit den von Armut betroffenen Menschen. Oft werden solche Projekte auch in Zusammenarbeit mit anderen Kulturschaffenden wie beispielsweise Cultur’All und Maskènada asbl ausgeführt.
Neben der Teilnahme am kulturellen Leben des Landes, für die der « Kulturpass » (www.culturall.lu) sehr hilfreich ist, werden auch eigene kulturelle Projekte ins Leben gerufen, in denen die Betroffenen sich ausdrücken und mitmachen können und so die Zukunft der Gesellschaft mitgestalten können.
Diese Aktivitäten finden in der Maison Culturelle Quart Monde statt, in anderen Institutionen oder in der Öffentlichkeit. Unser Fokus liegt derzeit darauf, gemeinsam mit den Menschen, die aufgrund von Armut isoliert leben, neue Wege in ein selbstbestimmtes Leben zu finden.
Kulturelle Aktionen sind ein Grund sich zu treffen. Es sind gemeinsame Aktivitäten im Geiste von Begegnung und Hoffnung für Menschen in den schwierigsten Situationen.
Bei den Projekten, in denen die Teilnehmer auch die kreative Rolle übernehmen, ist auch der Prozess wichtig – wenn nicht sogar noch wichtiger – als das finale Werk. Die Gedanken die hier transportiert werden haben Vorrang vor dem künstlerischen Wert. Es ist diese Botschaft der Menschen in prekären Lebenslagen, die den Zuschauer anspricht und ihm zeigt wie diese über die Gesellschaft von morgen denken. Es ist oft ein langer Prozess, und die kulturelle Aktion ist ein permanenter Entwicklungsprozess, basierend auf den Erfahrungen der Menschen in prekären Lebenslagen.
Gemeinsam ausgedacht und geplant führen kulturelle Aktivitäten zu Änderungen, sowohl beim Einzelnen als auch in der Gruppe.
Jeder Einzelne kann
- sich bewusst werden über seinen Wert und seine versteckten Talente;
- aus der Isolierung heraustreten in die Armut allzu oft führt;
- sich mit anderen zusammentun, die in der gleichen Situation sind, aber auch mit Leuten aus anderen Milieus;
- die Realität in der wir leben besser verstehen; im Dialog mit anderen entdecken die Leute oft Parallelen zur eigenen Lebenswirklichkeit und ihrer Sicht auf die Welt genauso wie neue Ideen. Das gibt ihnen Vertrauen und regt sie an anders zu denken und die Initiative zu ergreifen.
- sich seiner Rechte und Aufgaben bewusst werden;
- sich in der Dynamik einer Gruppe weiter entwickeln, seinen Platz in der Gruppe finden und der Gesellschaft eine starke Botschaft übermitteln.
Ein gemeinsam erarbeitetes und öffentlich vorgetragenes Werk ist wie ein Feuer, das sich entflammt: es macht die Teilnehmer stolz etwas Schönes erreicht zu haben und einen Beitrag zur Gesellschaft geleistet zu haben.